Fachstelle Demokratische Jugendbildung
Jahresbericht 2023 | 2.2 Fachstelle Demokratische Jugendbildung
Fachstelle Demokratische Jugendbildung
Jugendverbände sind Orte der politischen Bildung. Im Rahmen ihres Engagements machen Jugendliche konkrete Demokratieerfahrungen. Sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung, handeln Kompromisse aus und reflektieren sie. Diese indirekte Demokratiebildung wird in der Jugendverbandsarbeit durch gezielte Angebote der politischen Bildung ergänzt.
Auch für den Jugendring Düsseldorf ist politische Bildung seit jeher ein wichtiger Auftrag und ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Durch die hauptamtliche Verankerung der Fachstelle „Demokratische Jugendbildung“ können Potenziale in diesem Bereich noch stärker genutzt werden. Ihren inhaltlichen Schwerpunkt hat die Fachstelle in der historisch-politischen Bildungsarbeit. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit soll die Jugendlichen zu einem kritischen Blick auf die Gegenwart anregen. Gemeinsam gilt es, Ideen für die Zukunft unserer Gesellschaft zu diskutieren.
Die Fachstelle versteht sich als Ansprechpartnerin für die Düsseldorfer Jugendverbände und deren Mitglieder rund um die Themen Demokratiebildung und Erinnerungsarbeit. Sie möchte junge Menschen motivieren, Erinnerungskultur aktiv mitzugestalten und sich für Demokratie und Toleranz einzusetzen. So beteiligten sich in diesem Jahr zwei Jugendverbandler*innen an einem Gedenkgang für das Düsseldorfer NS-Opfer Hilarius Gilges.
Inhalt
Veranstaltungen und Kooperationen
Auch 2023 konnten bestehende und neue Kooperationen mit unterschiedlichen Akteur*innen der Zivilgesellschaft aufgefrischt oder geknüpft werden. Als Vertreterin des Jugendrings im „Düsseldorfer Appell“ brachte die Fachstelle die Perspektive junger Menschen in das Bündnis ein. So standen junge Perspektive(n) zu Krieg und Frieden bei einer Veranstaltung zum Antikriegstag im Mittelpunkt. Beim „Demokratie Festival“ kooperierte die Fachstelle mit Mehr Demokratie e. V. und Democracy International. Die Zusammenarbeit mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf wurde weitergeführt sowie die Kooperation mit dem Erinnerungsort Alter Schlachthof wieder neu belebt. Zudem unterstützte die Fachstelle den BildungsKick bei der Planung und Umsetzung eines neuen Seminarkonzepts, dass im Rahmen des Projekts „Zweitzeug*innen im Fußball“ in Kooperation mit Zweitzeugen e. V. entsteht.
Erinnern an die Bücherverbrennung 1933 (11.4.)
Anlässlich der Erinnerung an die Bücherverbrennung am 11. April 1933 in Düsseldorf beteiligte sich der Jugendring an der Veranstaltung „Lesestoff, Zündstoff, Brennstoff“, bei der Düsseldorfer Bürger*innen ihre Stimme verbrannten Schriften liehen. Für den Jugendring las Bildungsreferentin Katharina Schunck aus „Im Westen nichts Neues“. Auch auf Social Media stand der Roman im Fokus der Erinnerung seitens des Jugendrings.
Besuch der Gedenkstätte Buchenwald (12.6., 16. bis 18.6., 20.6.)
Im Juni besuchten junge Erwachsene aus verschiedenen Jugendverbänden mit dem Jugendring die Gedenkstätte Buchenwald. Nach einem Vorbereitungstreffen in Düsseldorf, bei dem in das Thema nationalsozialistische Verfolgung eingeführt wurde, brach die Gruppe zu einem dreitägigen Seminar nach Weimar auf.
Begleitet durch einen pädagogischen Mitarbeiter der Gedenkstätte setzten sich die Teilnehmenden mit der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers auseinander, erfuhren viel über das Schicksal der Häftlinge und diskutierten intensiv über Ursachen und Folgen der NS-Verbrechen.
Bei einem Stadtrundgang in Weimar wurden die Verbindungen zwischen der Stadt und dem unweit auf dem Ettersberg befindlichen Konzentrationslager Buchenwald thematisiert. Am letzten Seminartag stand die Erinnerungskultur im Fokus der Auseinandersetzung. Bei einem Besuch der ehemaligen DDR-Mahnmalsanlage kamen die Teilnehmer*innen über Formen der Erinnerung ins Gespräch.
Den Abschluss bildete ein Nachbereitungstreffen in Düsseldorf, bei dem die Gruppe nicht nur die Erfahrungen während des Gedenkstättenbesuchs reflektierte, sondern sich auch über Ideen für verbandsübergreifende erinnerungskulturelle Aktionen austauschte.
Gedenkgang für Hilarius Gilges (21.6.)
Der Jugendring beteiligte sich an einem Gedenkgang anlässlich des 90. Todestags des frühen Düsseldorfer NS-Opfers Hilarius Gilges.
Zwei Jugendverbandler*innen, die zuvor an der Gedenkstättenfahrt teilgenommen hatten, betonten in einem Redebeitrag die Bedeutung des Schicksals des jungen Düsseldorfer Kommunisten für heute: „Lasst uns – auch in Gedenken an Hilarius Gilges – Verbündete sein, für andere einstehen und solidarisch den Mund gegen Hass und Ungerechtigkeit aufmachen!“
„Demokratie Festival“ (19.8.)
Was hält die Gesellschaft zusammen? Mit dieser Frage beschäftigten sich Jugendliche und junge Erwachsene beim „Demokratie Festival“ Düsseldorf, gemeinsam organisiert von Mehr Demokratie NRW, Democracy International und dem Jugendring Düsseldorf. Fast 100 Menschen kamen im August im Haus der Jugend zusammen, um miteinander zu diskutieren, sich zu vernetzen und Ideen auszutauschen. Wie kann demokratisches Engagement auch in jungen Jahren aussehen? Was schätzen junge Menschen an der Demokratie und welche Forderungen haben sie, wenn es um mehr Beteiligung geht?
In Workshops setzten sich die Teilnehmer*innen unter anderem mit Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus, dem Zusammenhang von direkter De mokratie und Klimaschutz sowie den Themen Flucht und Migration in Europa auseinander. An Infoständen konnten die Besucher*innen zum Beispiel mit Vertreter*innen von Jugendorganisationen von Parteien oder zivilgesellschaftlichen Institutionen ins Gespräch kommen.
Bei einer Podiumsdiskussion standen die Landtagsabgeordneten Dagmar Hanses (Grüne) und Sven Wolf (SPD) sowie die Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) den Festivalbesucher*innen Rede und Antwort. Alle drei Abgeordnete bestärkten die jungen Menschen darin, sich aktiv einzumischen und für ihre Überzeugungen einzustehen. Demokratie lebe vom Austausch und müsse unterschiedliche Meinungen aushalten. Gleichzeitig sei sie keine Selbstverständlichkeit und müsse immer wieder verteidigt werden.
Zum Abschluss des Festivals wurde es künstlerisch im Haus der Jugend: Zwei Poetry-Slammer boten in ihren Beiträgen in Gebärdensprache Einblicke in die Lebenswirklichkeit junger Gehörloser in Deutschland. Anschließend verbreitete eine Band musikalisch nicht nur Spaß, sondern regte mit ihren Texten zum Nachdenken an.
Filmabend „Dear Future Children“ (29.8.)
Im Rahmen der „Eine Welt Tage“ zeigte der Jugendring zusammen mit Fridays for Future Düsseldorf den Film „Dear Future Children“ im Haus der Jugend. Beim anschließenden Gespräch mit dem online zugeschalteten Regisseur des Films, Franz Böhm, diskutierten die Besucher*innen über junges Engagement in Deutschland und weltweit.
Ausstellungsbesuch „1933: Ein Jahr verändert Düsseldorf“ (30.8.)
Mehr als zehn junge Erwachsene besuchten im August zusammen mit dem Jugendring die Sonderausstellung „1933: Ein Jahr verändert Düsseldorf“ in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Während eines dialogischen Rundgangs durch die Ausstellung wurde die drastische Veränderung deutlich, die auch Düsseldorf nach der NS-Machtübernahme erfuhr.
Antikriegstag: Perspektive(n) auf Krieg & Frieden – wenn einfache Antworten fehlen (1.9.)
Gemeinsam mit der DGB-Jugend Düsseldorf – Bergisch Land und dem Düsseldorfer Appell lud der Jugendring anlässlich des Antikriegstags am 1. September zu einem Gesprächsabend ein. Unter dem Titel „Perspektive(n) auf Krieg und Frieden – Wenn einfache Antworten fehlen?!“ kamen vor allem junge Menschen zu Wort.
Vertreter*innen verschiedener Düsseldorfer Jugendverbände, des Jugendrats sowie der JUSOS, Jungen Liberalen und Grünen Jugend, blickten in facettenreichen Beiträgen auf kriegerische Konflikte auf der Welt und ihre Auswirkungen. Ein Schwerpunkt des Abends lag auf dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. So berichtete die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum in einem Interview von der Situation der Ukrainer*innen im Kriegsalltag. Der Vorsitzende des Jugendrings Andreas Kremer zitierte aus dem Erfahrungsbericht einer 18-Jährigen aus Mariupol. Die Worte der jungen Ukrainerin führten den Schrecken des Krieges eindringlich vor Augen.
Zum Abschlussgespräch waren die Bezirksjugendsekretärin Carissa Wagner (IG Metall) und der Bundestagsabgeordnete Jan Dieren (SPD) in die Zentralibliothek gekommen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Zerrissenheit, die uns oft beim richtigen Umgang mit Kriegssituationen und zum Beispiel bei der Frage nach Waffenlieferungen beschäftigt. Der Abend machte deutlich, dass Frieden und Freiheit nichts Selbstverständliches sind.
Comedy gegen Rechts mit Senay Duzcu (8.12.)
Im Dezember kehrte das Format „Comedy gegen Rechts“ zurück ins Haus der Jugend. Dieses Mal brachte die Comedienne Senay Duzcu die mehr als 40 Besucher*innen zum Lachen und Nachdenken. In ihrem Programm „Drama Türkin“ machte die Tochter einer türkischen Gastarbeiter*innen-Familie ihre Erfahrungen zwischen den Kulturen zum Thema. Sie warf dabei auch einen humoristischen Blick auf ihre wiederkehrende Konfrontation mit Vorurteilen und plädierte für Offenheit und Toleranz. „Comedy gegen Rechts“ ist eine Kooperationsveranstaltung des Jugendrings und der DGB-Jugend Düsseldorf – Bergisch Land.
Ausblick 2024
2024 wird der Jugendring wieder eine Kampagne zur Europa-Wahl umsetzen. Die #gehwählen-Website wird wieder Informationen rund um die Wahl bereitstellen, der Jugendring organisiert die U16-Wahl in Düsseldorf und plant bei Schulhofaktionen, Düsseldorfer Schüler*innen über die Wahl zu informieren. Bei vier „Europa-Cafés“ werden Austauschräume zu unterschiedlichen europapolitischen Themen für junge Menschen geschaffen.
Die Fachstelle demokratische Jugendbildung plant für Herbst 2024 zudem eine Fahrt nach Berlin mit dem Besuch des Bundestags und eines Bundestagsabgeordneten.