Jahresbericht 2022 | 2.3 Servicestelle Partizipation
Servicestelle Partizipation
Die Servicestelle Partizipation setzt sich seit 2018 dafür ein, das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Beteiligung zu stärken. Wir sind ein Kooperationsprojekt mit dem Jugendamt Düsseldorf und führen große und kleine Beteiligungsprozesse durch, zum Beispiel „Jugend checkt Düsseldorf“. Außerdem beraten und unterstützen wir die unterschiedlichen Fachverwaltungen bei Kinder- und Jugendbeteiligungen, da Kinder und Jugendliche ein Recht auf für sie zugeschnittene Beteiligungsformate haben.
Im Jahr 2022 haben wir uns von unserer Kollegin Saskia Hofmann aus dem Jugendamt in den Mutterschutz verabschiedet. Wir sind sehr dankbar für ihre engagierte Arbeit und wünschen ihr alles Gute. Außerdem wurden im Oktober die zwei Stellen im Jugendamt besetzt: Britta Kollmann und Gesa Schlösser ergänzen nun unser Team. Damit sind wir nun fünf Personen mit insgesamt vier vollen Stellen in der Servicestelle Partizipation, davon hat Nora Hippchen eine volle Stelle im Jugendring und Mona Möntmann eine halbe Stelle. Die anderen zweieinhalb Stellen sind im Jugendamt angesiedelt.
Grundlage unserer Arbeit ist das Recht von Kindern und Jugendliche auf Beteiligung und Mitgestaltung. Dieses Recht ist in unterschiedlichen nationalen und internationalen gesetzlichen Bestimmungen festgeschrieben. Eine Konkretisierung für die kommunale Ebene erfolgt durch den aktuellen Kinder- und Jugendförderplan, den Partizipationsbericht der Landeshauptstadt sowie durch den Ratsbeschluss zu Planungsvorhaben aus dem Jahr 2016. Dort steht unter anderem, dass Kinder und Jugendliche in alle Projekte einzubeziehen sind, die sie betreffen (was beinah alle Themen sind, die in Düsseldorf politisch verhandelt werden) und dass es in jedem Verfahren mindestes ein speziell zugeschnittenes Beteiligungsformat geben muss. Beide Projektpartner arbeiten kontinuierlich eng zusammen.
Jugend checkt Düsseldorf
Jugend checkt Düsseldorf ist ein Beteiligungsprojekt, bei dem Kinder und Jugendliche jedes Jahr zwei bis drei Düsseldorfer Bezirke untersuchen. Kinder und Jugendliche sind Expert*innen ihrer Lebenswelt und deshalb geht es hier darum, dass sie Wünsche, Kritik und Forderungen zu Orten in ihrem Stadtteil äußern, was man verändern möchte, damit man sich wohler und sicherer fühlt. Dabei werden gute und schlechte Orte unter die Lupe genommen und Lösungs- oder Verbesserungsvorschläge für bestehende Probleme entwickelt. Politik und Verwaltung hören zu, gehen in einen Austausch mit den Gruppen, die mitmachen und prüfen, was sich wie umsetzten lässt.
Das Projekt gliedert sich in sechs Phasen, die in der Abbildung (unten) dargestellt sind.
Stadtbezirk 3
Der Stadtbezirk 3 wurde von den Kindern und Jugendlichen 2021 gecheckt. Dieses Jahr ging es dann vor allem um die Umsetzung und die Nachverfolgung der Anliegen zu über 40 unterschiedlichen Orten in Friedrichstadt, Unterbilk, Hafen, Hamm, Volmerswerth, Bilk, Oberbilk und Flehe.
Wie es um die einzelnen Anliegen steht, wurde den Gruppen bei zwei Re-Check-Terminen präsentiert. Dort haben wir uns die Wünsche und Forderungen aus dem letzten Jahr angeschaut, diskutiert wo noch Luft nach oben ist und gefeiert, was umgesetzt werden konnte. Den aktuellen Stand aus dem Projekt kann man sich hier ansehen: padlet.com/BeteiligungDuesseldorf/JcD3.
Ein Highlight für die Regenbogenschule: Schüler*innen beschwerten sich über eine Ampel.
Sie war nicht lang genug grün, damit eine ganze Schüler*innengruppe gut über die Straße kommt. Die Ampel wurde angepasst: Sie ist jetzt länger grün.
Außerdem haben Jugendliche unter der fachmännischen Anleitung des Künstlers Manuel Boden eine Wand Am Steinberg verschönert. Die Jugendlichen hatten sich hier die Erneuerung eines in die Jahre gekommenen Wandbildes gewünscht. Die Jugendlichen haben eigene kreative Ideen mit eingebracht, sich den öffentlichen Raum künstlerisch angeeignet und ihr Viertel, nicht nur für sich, sondern auch für die weiteren Bewohner*innen Am Steinberg, verschönert. Die vielen verschiedenen Ideen wurden zu einem Gesamtwerk vereint und machen Bilk jetzt ein kleines bisschen bunter.
Ein anderer Wunsch, der bei Jugend checkt Düsseldorf aufkam, war, dass an den Bilker Arkaden mehr Aktionen stattfinden, zum Beispiel Gewinnaktionen und Beratungsangebote. Gemeinsam mit dem Jugendinformationszentrum zeTT, dem TREFF und verbunt e.V. haben wir im Sommer hinter den Arkaden einen Tag lang ein buntes Programm angeboten, das gut angenommen wurde und direkt häufiger gewünscht wurde. Das Jugendportal youpod.de kam mit der Redaktionsgruppe vorbei und berichtete.
Stadtbezirk 7
Wir haben die Bezirksvertretung 7 schon 2021 über den Projektstart informiert, dort die Fragen der Politiker*innen beantwortet und den zeitlichen Ablauf besprochen. Für die Fachkräfte, Ehrenamtlichen und weitere Akteur*innen der Kinder- und Jugendarbeit haben wir mehrere Informationsveranstaltungen angeboten.
Im Anschluss daran sind wir im Rahmen von digitalen Methodenworkshops inhaltlich in den Bezirkscheck eingestiegen. In Workshops probierten wir gemeinsam digitale und analoge Methoden aus. Mit diesen können die Kinder- und Jugendgruppen die Stadtteile erkunden. Alle Teilnehmenden aus der Kinder- und Jugendarbeit konnten sich während der Workshops vernetzen und gemeinsam in das Thema einsteigen. Es wurden Ideen gesammelt und es wurde sich über Schwierigkeiten und Chancen ausgetauscht.
Für einzelne, die bei der Infoveranstaltung nicht teilnehmen konnten, haben wir eine Kombination aus Info- und Methodenworkshop angeboten. Außerdem haben wir kontinuierlich die Gruppen in Einzelgesprächen beraten und begleitet.
Auf die Workshops folgte dann die aktive Phase (der sogenannte Bezirkscheck), in der die Gruppen den Bezirk untersuchen. Zwischendurch haben wir immer wieder Austausch- und Beratungsangebote für die Teilnehmenden angeboten und durchgeführt. Wir haben die Gruppen mit Kartenmaterial, „Parti-Taschen“ und weiteren Infos und Material versorgt. Es haben acht Einrichtungen mit teilweise mehreren Gruppen den Stadtbezirk 7 gecheckt.
In der digitalen Stadtbezirkskarte konnten alle Anliegen eingetragen und die Anliegen der anderen Gruppen angesehen werden. Diese Stadtbezirkskarte ist auch jetzt noch einsehbar und wird von uns regelmäßig aktualisiert. Die Karte ist hier zu finden: padlet.com/BeteiligungDuesseldorf/JcD7. Da die Pandemie andauert und wir im Jahr davor gute Erfahrungen mit kleineren Austauschtreffen sammeln konnten, haben wir jetzt erneut ähnliche Austauschformate geplant.
Ein Austauschtreffen hat vor den Sommerferien stattgefunden und eins nach den Herbstferien, um den unterschiedlichen Gruppen möglichst passende Termine anzubieten. Wir haben uns in dem Außenbereich der Kinderfreizeiteinrichtung Gräulinger Straße und dem Außenbereich des Falkenheim Gerresheim getroffen. Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Ideen den Entscheidungsträger*innen aus Politik und Verwaltung präsentiert und mit ihnen diskutiert.
Die Mitglieder der Bezirksvertretung und die Menschen aus den Fachverwaltungen konnten Verständnisfragen stellen, zum Teil Hintergründe erläutern und deutlich machen, um welche der Anliegen sich wer kümmert, damit diese umgesetzt werden. Bei den übrigen Anliegen kümmern wir uns, die richtigen Ansprechpersonen zu identifizieren und zu kontaktieren. Im nächsten Jahr wird dann geschaut, was nach einem Jahr umgesetzt werden konnte.
Stadtbezirk 8
Im Stadtbezirk 8 (Lierenfeld, Eller, Vennhausen, Unterbach) fand der Re-Check im Park „Am Stufstock“ in Eller statt. In kleiner Runde haben wir die Anliegen noch einmal mit den Verantwortlichen thematisiert und von Seiten der Politik wurde uns zugesichert, noch einmal zu prüfen, ob noch offene Anliegen vielleicht doch noch umgesetzt werden können. Hier sind alle Anliegen zu finden: padlet.com/BeteiligungDuesseldorf/JcD8.
Beteiligungen auf Spielplätzen
Brunnenstraße
Zum Spielplatz an der Brunnenstraße im Hof bei der Spieloase haben wir 2021 Beteiligungen durchgeführt. Dieses Jahr stand noch die Informationsveranstaltung aus. Mit warmem Tee und Snacks gestärkt haben sich die Kinder angeschaut, was bisher geplant wurde und wie ihre Ideen umgesetzt wurden.
Bei einem Gang über den Spielplatz wurde deutlicher gemacht, welche Geräte wo stehen und wie groß diese ungefähr werden. Über die Palmen und die große Tunnelrutsche wurde sich besonders gefreut. Leider gab es bei dem Bau bisher Verzögerungen, der Spielplatz wird also erst im Sommer 2023 fertig sein.
Spielplatz im Hofgarten
Der Spielplatz im Hofgarten an der Inselstraße wird umgebaut. Dazu haben wir gemeinsam mit dem Gartenamt Kinder auf dem Spielplatz gefragt, was sie dort gut oder auch nicht so gut finden, mit welchen Spielgeräten sie gerne spielen und welche Veränderungen und Erneuerungen sie sich wünschen. Im März waren wir zu mehreren Terminen vor Ort. Bei den Terminen und über einen Briefkasten konnten Kinder ihre Ideen mitteilen und haben das auch rege genutzt. Knapp hundert Stimmen haben zusätzlich über ein Motto abgestimmt. Gewonnen hat: Turnen. Bei einem Informationstermin und auf unserer Website wurde vorgestellt, wie das Gartenamt den Spielplatz plant, wo die Ideen und Wünsche eingeflossen sind und welche Vorschläge nicht umgesetzt wurden. Dort war Raum für Nachfragen, Anmerkungen und kleine Änderungsvorschläge. Der Baubeginn ist etwa Mitte Mai 2023 und der Spielplatz soll dann etwa Ende Oktober 2023 fertig sein.
Spielplatz Cottbusser Str.
Im Neubaugebiet Am Quellenbusch in Gerresheim wird es einen neuen Spielplatz geben. Dazu haben wir gemeinsam mit dem Gartenamt im Juli vor Ort und über einen Briefkasten die Kinder aus dem Quartier gefragt, was sie sich wünschen. Dabei sind viele kreative Ideen zusammengekommen, die das Gartenamt mitnimmt. Anfang 2023 soll der Plan stehen, über den wir dann wieder informieren.
Schlosspark Benrath
Der Spielplatz im Schlosspark wird neu gebaut und soll ein Motto bekommen: Die Kinder konnten abstimmen unter Zauber-Schloss, Zauber-Wald und Zauber-Garten und ihre Ideen malen oder erzählen, wie die Spielgeräte dazu aussehen könnten. Die Architekt*innen und wir wollten außerdem wissen, womit gerne gespielt wird, was stört und was man besser machen könnte. Gewünscht werden zum Beispiel mehr Angebote für größere Kinder, wie eine Kletterwand, mehr Schaukeln, eine größere Rutsche und ein Trampolin. Einen Wasserspielplatz wünschen sich auch viele Kinder, aber das ist leider an diesem Ort baulich nicht möglich. Auch hier war es außerdem möglich einen Briefkasten zu nutzen, falls man zu dem Termin nicht vor Ort war. Etwa 150 Kinder haben ihre Wünsche und Ideen zur Neugestaltung und Erweiterung eingebracht
Am Scheitenweg
Direkt neben dem neuen Gebäude der Grundschule Steinkaul wird ein neuer Spielplatz gebaut. Dazu haben wir gemeinsam mit dem Gartenamt Schüler*innen der dritten und vierten Klasse nach ihren Wünschen und Ideen gefragt. Es haben etwa 30 Kinder abgestimmt, womit sie am liebsten spielen. Und sie haben aufgemalt, was sie sich für den neuen Spielplatz wünschen. Die Kinder haben sich vor allem Möglichkeiten zum Klettern und Balancieren, drehbare Spielgeräte und Sportmöglichkeiten wie Tischtennis oder Fußball gewünscht. Eine Seilbahn wünschen sich auch viele Kinder, ebenso Wasser zum Abkühlen und Matschen sowie Bäume, damit man auch im Schatten spielen kann.
Eröffnung Florapark und Dillenburger Weg
Im Mai wurde der Kinderspielplatz im Florapark eröffnet. Dort gibt es nun viele neue Spielmöglichkeiten und wir freuen uns sehr, dass so viele Vorschläge von Kindern dort umgesetzt wurden. Für Jugendliche gibt es dort nun außerdem eine Callesthenicsanlage neben den Tischtennisplatten.
Der Feuerwehrspielplatz am Dillenburger Weg wurde im November eröffnet. Auch hier hat die Servicestelle Partizipation gemeinsam mit dem Gartenamt ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren durchgeführt und es wurden viele Wünsche umgesetzt.
Multifunktionale Sport- und Bewegungsfläche
Am Friederike-Fliedner-Weg in Wittlaer haben wir bereits 2021 eine Beteiligung durchgeführt. Die Ergebnisse wurden bei einem Infotermin vor Ort und auf unserer Website präsentiert. Dabei sind wir und der Planer vom Gartenamt mit Jugendlichen und Anwohner*innen ins Gespräch gekommen und haben einzelne Anmerkungen mitgenommen und entsprechende Anpassungen mitgenommen, zum Beispiel andere Farben des Teppichvlies‘ oder mehr Mülleimer bei den Bänken. Durch Verzögerungen konnte der Bau nicht wie geplant schon im Herbst beginnen, sondern verschiebt sich voraussichtlich ins Frühjahr 2023.
Weitere Beteiligungen und Aktionen
Raumwerk D
Das Raumwerk D ist fertig! Es ist ein Konzept zur Entwicklung der Stadt Düsseldorf in den nächsten 30 Jahren. Wie soll sich die Stadt entwickeln? Wie wird der öffentliche Raum verteilt? Wie wollen wir leben, arbeiten, unsere Freizeit verbringen? Mit diesen großen Fragen beschäftigt sich das Raumwerk-D-Team und hat dazu auch in verschiedenen Runden die Düsseldorfer Bürger*innen beteiligt. Wir als Servicestelle Partizipation haben sie bei der Jugendbeteiligung unterstützt. Im Februar 2022 konnten Jugendliche zu den ersten Planungen an einer Online-Beteiligung teilnehmen. Es haben über 200 Personen an der Jugendbeteiligung teilgenommen. Die Ergebnisse haben wir teilweise aufbereitet und bei Social Media geteilt.
Mobilitätsplan D
Parallel zum Raumwerk D wird derzeit auch ein Verkehrsentwicklungsplan erarbeitet. Die Servicestelle hat die Fachabteilung dazu beraten und an einigen Veranstaltungen und Workshops teilgenommen.
Fortbildungen, Vorträge und Workshops
Teamschulungen
Die Servicestelle Partizipation hat im Rahmen des Fortbildungsprogramms des Jugendamts Teamschulungen zum Thema „Kinder- und Jugendbeteiligung im Einrichtungskontext verankern“ angeboten und durchgeführt. Drei Teams der offenen Kinder- und Jugendarbeit haben die digitale Schulung in Anspruch genommen. Schwerpunkte sind bei diesen Schulungen die Qualitätskriterien zur Kinder- und Jugendbeteiligung und weitere Grundlagen, die Selbstreflektion der eigenen Tätigkeit als Fachkraft und im Team sowie der Einstieg in die Entwicklung eines Handlungskonzeptes im Team.
Fachtag Berlin
Die allgemeinen Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung wurden überarbeitet und im Dezember vorgestellt. Mona und Nora von der Servicestelle Partizipation sind für einen Fachtag des Deutschen Bundesjugendrings am 8. Dezember nach Berlin gefahren und haben dort einen Input zu Kinder- und Jugendbeteiligung auf kommunaler Ebene gegeben. Ihr findet die neuen Qualitätsstandards hier: standards.jugendbeteiligung.de. Es gibt einerseits allgemeine Qualitätsstandards aber auch spezifische Vorschläge für einzelne Handlungsfelder. So gibt es neben einem Kapitel zur kommunalen Ebene auch Kapitel zur Jugendverbandsarbeit und zur offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Besuch und Mini-Workshop bei der evangelischen Jugend Düsseldorf
Kinder- und Jugendbeteiligung im eigenen Verband und in den eigenen Strukturen – als Servicestelle Partizipation unterstützen wir euch gerne hierzu. Ende Mai waren wir bei der ejd eingeladen. Dort haben wir uns in ihrer Delegiertenversammlung vorgestellt und in einem Mini-Workshop gemeinsam überlegt, wie Kinder und Jugendliche noch mehr einbezogen werden können.
Vorstellung in anderen Gremien
Immer wieder stellt die Servicestelle Partizipation auch ihre Arbeit in den unterschiedlichsten kommunalen Gremien vor und vernetzt sich mit Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. So waren wir beispielsweise im Dezember in einer Abteilungsleiterrunde beim Amt für Verkehrsmanagement und haben unsere Projekte und Arbeitsbereiche vorgestellt und mit den verschiedenen Abteilungen überlegt, wie Kinder- und Jugendbeteiligung bspw. auch im Bereich Verkehrsplanung stärker umgesetzt werden kann.