Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Keller,
seit dem 24. Februar 2022 führt die russische Armee einen offenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser Akt der Aggression bestürzt auch den Jugendring Düsseldorf tief. Mit großer Sorge blicken wir auf die Situation der ukrainischen Bevölkerung. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind von den Auswirkungen des Krieges betroffen. Jeder weitere Kriegstag verursacht unfassbares Leid, reißt Familien auseinander, zerstört Träume und Hoffnungen und gefährdet weitere Leben. Trotz der Fassungslosigkeit angesichts eines Krieges in Europa ist für den Jugendring Düsseldorf klar: Wir dürfen nun nicht sprachlos bleiben. Der Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf demokratische, freiheitliche und offene Gesellschaften. Es ist ein Angriff auf die Jugend in der Ukraine – und in ganz Europa. Es ist daher unsere Aufgabe, Stellung zu beziehen und für Frieden und Aussöhnung einzutreten.
Der Jugendring begrüßt die Bereitschaft der Stadt Düsseldorf, vom Krieg betroffene Menschen aufzunehmen. Die Flüchtenden, unter ihnen viele Kinder und Jugendliche, benötigen nun schnelle und unbürokratische Hilfe. Als Arbeitsgemeinschaft der Düsseldorfer Jugendverbände möchten wir unsere Hilfe anbieten. Wir möchten unseren Beitrag leisten, um Kindern und Jugendlichen, die durch den Krieg aus ihrer Normalität gerissen wurden, das Ankommen in Düsseldorf zu erleichtern. Gleichzeitig appellieren wir: Flüchtenden muss unabhängig von ihrer Nationalität geholfen werden. Dass vor dem Krieg in der Ukraine fliehende Menschen aus Drittstaaten aus rassistischen Gründen an der Flucht gehindert werden, ist ein unhaltbarer und beschämender Vorgang. Auch hier muss sich Düsseldorf klar positionieren. Es darf keine Flüchtende erster und zweiter Klasse geben!
Jugendverbandsarbeit findet häufig auf internationaler Ebene statt. Unsere Aufgabe ist nun, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten und auszubauen. Internationaler Jugendaustausch schafft Grundlagen für Kommunikation und Zusammenarbeit. Im internationalen Jugendaustausch lag und liegt die große Chance, Frieden in Europa und zwischen Staaten auf Dauer zu sichern: in Jugendbegegnungen, in internationalen Camps. Dies ist gerade in der aktuellen Lage von großer Bedeutung. Der Jugendring unterstützt daher den Vorschlag, eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Czernowitz einzugehen. Eine friedliche Zukunft für Europa kann nur mit der jungen Generation über nationalstaatliche Grenzen hinweg erreicht werden.
Wir unterstützen, dass die offizielle Partnerschaft mit Moskau seitens der Stadt Düsseldorf auf Eis gelegt wurde. Dennoch bitten wir darum, den Kontakt zur russischen Zivilbevölkerung nicht abreißen zu lassen. Notwendige Distanzierung darf nicht mit Pauschalverurteilungen der russischen Bevölkerung einhergehen. Der Jugendring und seine Mitgliedsverbände sehen sich als Akteure der politischen Bildung in der
Verantwortung, Aufklärungsarbeit zu leisten. Auch in Russland positionieren sich Menschen klar gegen Putins Angriffskrieg. Vor allem junge Menschen kämpfen trotz staatlicher Repressionen für Meinungsfreiheit und Demokratie. Auch ihnen gilt unsere volle Solidarität.
Die letzten Tage haben einmal mehr gezeigt, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Auch Kinder und Jugendliche in Deutschland werden mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert. Familiäre Verbindungen machen einige auch direkt betroffen. Den Fragen sowie Sorgen und Ängsten der jungen Menschen müssen wir mit offenen Ohren begegnen. Schulen, aber auch Jugendzentren und Jugendverbände können hierfür Räume des Austauschs bieten. Wir freuen uns, wenn die Stadt Düsseldorf und ihre Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. Gemeinsam für Frieden!