Warschau. Eine sehr schöne Stadt, die uns sehr (positiv) überrascht hat. Ob es jetzt daran lag, was wir alles in Warschau unternommen haben, oder ob die Stadt generell einfach spannend und schön ist, könnt ihr gerne selbst nach dem Text entscheiden. Fangen wir aber doch von vorne an.
Wir? Das ist eine bunte Truppe von jungen Menschen, die sich für diese Fahrt als Gruppe zusammengefunden haben. Zu 29st sind wir vom 11. Bis 15. Oktober nach Warschau gefahren, organisiert und begleitet vom Jugendring Düsseldorf und dem Fanprojekt Düsseldorf.
Der allererste Tag startete für uns alle Samstag früh um 6 Uhr am Düsseldorfer Hbf, wo wir mehr oder weniger ausgeschlafen gemeinsam auf den ICE nach Berlin Hbf gewartet haben.
Abgesehen von den verschlafenen Gesichtern war die Laune jedoch gut, obwohl die Bahn Verspätung hatte. Ob es daran lag, dass wir endlich in eine Art von Urlaub fuhren, ob wir zu müde waren und es uns einfach egal war, oder ob wir uns schon daran gewöhnt hatten, dass die DB zu spät kommt? Wahrscheinlich war es von allem ein bisschen.
Im ICE angekommen, haben wir es uns bequem gemacht und erst mal Schlaf nachgeholt. Manche fingen an, Karten zu spielen, andere unterhielten sich oder machten es sich im BordBistro gemütlich.
Nach dem Umstieg in Berlin ging es weiter Richtung Warschau – eine lange Fahrt, aber mit guter Stimmung, Snacks und Musik ließ sich das gut aushalten. In Warschau angekommen waren wir direkt beeindruckt, wie modern, lebendig und sauber die Stadt wirkt. An dem Abend konnten wir uns mit ein paar Gruppenspielen besser kennenlernen und auf die folgenden Tage einstellen.
Am nächsten Tag begann unser Programm gleich mit einem Rundgang durch das ehemalige Warschauer Ghetto. Umgeben von modernen Wolkenkratzern aus Stahl, Glas und Beton, die irgendwie „futuristisch“ und supermodern aussahen, sah man auch viele alte Gebäude, wie Plattenbauten und von welche von einem Gerüst umsäumt. Es war beeindruckend, aber auch schwer, sich das Ghetto wirklich bildlich vorzustellen, weil durch die vielen neuen Gebäude es kaum noch Ecken gibt, die so aussehen wie damals. Unser Guide hatte aber einige Bilder mit, die uns die Dimensionen des Ghettos verdeutlicht haben. Trotz Nieselregen haben wir aufmerksam den Erzählungen über einzelne Schicksale zugehört.
Unser Spaziergang endete am Denkmal der Helden des Ghettos, das zum Gedenken des Aufstands im Warschauer Ghetto errichtet wurde. Und wo damals im Dezember 1970 Willy Brandt, der ehemalige Bundeskanzler Deutschlands, auf die Knie gefallen ist. Eine Geste der Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen während des zweiten Weltkriegs.
Direkt gegenüber von dem Ehrenmal ist das POLIN Museum, das wir dann auch besucht haben. Ein modernes und sehr anschauliches Museum, das die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Polen vom Mittelalter bis heute zeigt. Die Ausstellung war interaktiv und spannend gestaltet und unsere beiden Museumspädagogen haben uns einen Überblick über die ausführliche Geschichte gegeben.
Dieser erste Tag war interessant aber durch die Dichte der Informationen auch sehr anstrengend. Zum Glück gab es während des Abendessens und dem weiteren Verlauf des Abends genug Zeit auch über andere Themen (zum Beispiel die Bierkultur in Polen) zu sprechen.
Außerdem stand Besuch des Museums des Warschauer Aufstands auf dem Programm. Dort bekamen wir einen intensiven Eindruck davon, wie mutig die Menschen damals gegen die Besetzung kämpften. 63 Tage lang wurde gekämpft während die polnische Widerstandsbewegung versuchte, die Stadt von der deutschen Besatzung zu befreien, bevor die sowjetische Armee eintraf. Leider erfolglos.
Absoluter Höhepunkt der ganzen Fahrt war das Gespräch mit einem Zeitzeugen, der selbst am Aufstand teilgenommen hatte. Ihn live zu erleben, seine Geschichten zu hören und mit ihm ins Gespräch zu kommen, war etwas ganz Besonderes. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen und angesichts der aktuellen Kriege in der Ukraine, in Gaza und im Sudan wirkte sein eindringlicher Appell, Frieden zu bewahren und wenn nötig für Freiheit und Demokratie zu kämpfen, besonders stark. Diese Botschaft hat uns alle tief berührt und wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Abends blieb Zeit für einen Besuch im Park, wo wir Eichhörnchen und Pfauen gefüttert haben – ein kleiner, aber sehr süßer Moment der Reise
Außerdem unternahmen wir natürlich auch einen Rundgang durch die Altstadt und den Stadtkern – wunderschöne Gebäude (die Altstadt ist nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg originalgetreu wiederaufgebaut worden und 1980 als einzige Stadt dieser Größe weltweit zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt), viele kleine Cafés und eine Atmosphäre, die einen sofort willkommen heißt. Zur Abwechslung ging es später auch ins Teatr Ochoty, ein Jugendtheater, wo wir leider keine Vorstellung sahen, sondern uns mit Leuten aus Warschau über ihre Stadt austauschen konnten. Die Jugendgruppe haben wir leider verpasst, wir sind von den Menschen im Theater aber sehr herzlich willkommen geheißen worden.
Natürlich durfte auch das Sightseeing nicht fehlen: Wir waren auf der Aussichtsplattform im Kulturpalast, von wo aus man einen tollen Blick über ganz Warschau hat.
Abends ließen wir die Tage entspannt und lustig ausklingen. Bei Werwolf, Kniffel und Karaoke wurde viel gelacht (und gesungen). Diese gemeinsamen Abende haben uns als Gruppe noch enger zusammengeschweißt.
Nach einigen intensiven Tagen ging es mit der Bahn wieder zurück nach Hause. Die Rückfahrt war etwas ruhiger, wir waren müde, aber glücklich.
Möglich war uns die Fahrt durch die Organisation und Begleitung vom Jugendring Düsseldorf und dem Fanprojekt Düsseldorf und die finanzielle Unterstützung des LVR und die Stadt Düsseldorf.
Wenn wir an die Fahrt zurückdenken, bleibt vor allem eines hängen: Warschau ist eine Stadt voller Geschichte, Leben und Überraschungen. Wir hätten nie gedacht, dass sie uns so begeistern würde. Es blieb kaum ein Wunsch offen, abgesehen von einer etwas längeren Fahrtdauer. Wir wären gerne noch 1-2 Tage dort geblieben. Ob es an der Stadt selbst lag oder an den vielen beeindruckenden Erlebnissen und unserer tollen Gruppe – wahrscheinlich an allem zusammen.










