Geschichte und Kultur unter freiem Himmel und direkt am Rhein! Dafür schlug am 09. und 10. Mai das Düsseldorfer Geschichtsfestival seine Zelte auf der Wiese an der Reuterkaserne auf! Unter dem Motto „Was war? Was ist? Was bleibt?“ erkundeten junge Düsseldorfer*innen gemeinsam die Geschichte des Nationalsozialismus, das Kriegsende und die Befreiung vor 80 Jahren.
Fast 250 Besucher*innen des Geschichtsfestivals setzten sich in Workshops, Stadtspaziergängen, einer musikalischen Lesung und einem Poetry Slam damit auseinander, wie das Kriegsende vor 80 Jahren die Welt von heute geprägt hat, warum es wichtig ist, dass wir uns erinnern, und wie wir Erkenntnisse aus der Geschichte nutzen wollen, um unsere Zukunft zu gestalten.
Viele Programmpunkte (z. B. Workshops oder die musikalische Lesung) wurden von jungen Menschen selbst gestaltet. Sie haben ihr Wissen und ihre Erfahrungen an andere Jugendliche und junge Erwachsene weitergegeben. So konnten mit dem Geschichtsfestival verschiedenste Zugänge zu Geschichte vermittelt und historisch-politische Bildung in den öffentlichen Raum getragen werden.
Workshops mit Schüler*innen
Am Freitag besuchten über 110 Schüler*innen das Geschichtsfestival. In verschiedenen Workshops, die von Schüler*innen und Student*innen geleitet wurden, setzten sie sich mit vier verschiedenen Themen auseinander:
- Geschichtsrevisionismus der extremen Rechten auf TikTok
- Biografien erarbeiten, Erinnerungszeichen setzen
- 1945: 80 Jahre danach – Was geht uns das noch an?!
- Kriegsende und Neuanfang in Benrath – History Slam
Die Schüler*innen der Schulen Luisen-Gymnasium Düsseldorf, des Friedrich-Rückert-Gymnasiums, des Albert-Einstein-Gymnasiums und des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums zeigten in den Workshops ihre Arbeit aus den Projektkursen und gaben in den Workshopformaten ihr Wissen an andere Schüler*innen weiter.
Musikalische Lesung „Nach dem Rosa Winkel – Unplugged“
Die musikalische Lesung am Donnerstagabend nahm die fortgesetzte Verfolgung der Düsseldorfer Homosexuellen nach 1945 in den Blick. Denn die Befreiung vom Nationalsozialismus im Frühjahr 1945 bedeutete nicht für alle Opfergruppen gleichermaßen ein Ende von Verfolgung und Diskriminierung.
Homosexuelle Menschen blieben nach § 175 weiterhin im Fadenkreuz – vor allem hier in Düsseldorf. Im Februar 2025 setzten sich junge Menschen unter der Leitung von Regisseur Marvin Wittiber in einem Theaterprojekt intensiv mit den Lebensrealitäten queerer Menschen im Nachkriegsdüsseldorf auseinander. Daraus entstand die szenische Lesung „Nach dem Rosa Winkel“ – ein Abend, der Fragen stellt, drängt, anklagt und persönliche Geschichten erzählt.
Musik von MarXa
Den Abschluss des Abends bildete Live-Musik von MarXa (Resident des Get Over It Collective). Sie steht für queere Empowerment-Vibes und elektronische Ekstase. Ihre Sets bewegen sich in technoiden Glitzerwelten und haben immer eine klare Botschaft: Be proud, be loud, be fabulous. MarXa hat damit die Wiese am Rhein zum Dancefloor und zum Ort gelebter Erinnerung und queerer Utopie verwandelt.
Programm am Samstag: Begegnung & Bildung
Am Samstag stellten sich die Organisator*innen des Festivals – Jugendring Düsseldorf, Mahn- und Gedenkstätte, Erinnerungsort Alter Schlachthof und ZAKK – mit Ständen den Besucher*innen und Passant*innen vor. Ebenfalls präsentierten sich das Haus Spilles sowie Start with a Friend; außerdem zeigten Schüler*innen des Friedrich-Rückert-Gymnasiums ihre Projektarbeit.
Ab Mittag konnten sich die Besucher*innen des Festivals in Workshops und Stadtrundgängen mit Geschichte auseinandersetzen.
- Der Workshop von ZWEITZEUGEN e.V. vermittelte durch persönliche Lebensgeschichten von Holocaust-Überlebenden den Alltag und das Leben von Jüd*innen in der NS-Zeit.
- Im Stadtspaziergang „Stell’ dir vor es ist Schule und du darfst als Einzige*r nicht hin – Memory Acts for a Learning Space“ wurde gezeigt, wie NS-Kunst und Ausschlüsse bis heute unsere Stadt prägen. Künstlerische Strategien des Erinnerns und Kommentierens wurden anhand einer Visualisierung erfahrbar gemacht. Der Spaziergang wurde durchgeführt von Maximiliane Baumgartner, Ina Scheffler sowie Studierenden der Kunstakademie.
- Die Mahn- und Gedenkstätte führte ein weiteres Format durch: Ein Stadtrundgang mit Fokus auf das Kriegsende sowie die Befreiung vor 80 Jahren.
Poetry Slam „Was war? Was ist? Was bleibt?“
Der Poetry Slam unter dem Motto des Festivals bildete den feierlichen Abschluss des zweiten Tages. Vier Poet*innen setzten sich in ihren Texten mit Geschichte auseinander, beleuchteten auch aktuelle politische Bezüge und stellten so Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart her.
So wurde das Geschichtsfestival durch poetische Zugänge zu Geschichte sowie Politik abgerundet.
Dankeschön!
Wir, der Jugendring Düsseldorf, bedanken uns bei unseren Kooperationspartner*innen – der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, dem Erinnerungsort Alter Schlachthof sowie dem Zakk – für die tolle Zusammenarbeit. Danke an alle jungen Menschen,die das Programm mitgestaltet haben. Danke auch an die Ehrenamtlichen des Haus Spilles und von Start with a Friend für ihren Stand beim Geschichtsfestival. Ein spezielles Dankeschön geht an den BDKJ Düsseldorf,die uns vor Ort unterstützt haben. Und natürlich: Danke an alle Besucher*innen des Festivals!